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Am 20.01.2014 haben Biagio und Ich ein sehr interessantes Interview mit Tobias Wittich vom Startupbootcamp Berlin geführt. Erst einmal ein paar Fakten zum Business Angel und zum Startupbootcamp, anschließend das Interview. Viel Spaß dabei!

Tobias Wittich:

Tobias Wittich.pnghat an der Ludwig-Maximilians-Universität München Wirtschaft studiert und einen MBA¹ an der Columbia Business School gemacht. Er war in vielen Unternehmen und ist seit über 12 Jahren als Unternehmensberater in Deutschland, der Schweiz und in Japan tätig. Seit einigen Jahren betätigt er sich als Business Angel und ist auch im Startupbootcamp sehr aktiv.

Das Startupbootcamp:

newlogomediumstartupbootcampist ein Accelerator², das anders als andere Inkubatoren³, Acceleratoren oder sonstige StartUp-Unterstützer agiert. Es werden aus einer Gruppe von 400 StartUps – die 10 besten herausgesucht.  Denen werden für einen kurzen Zeitraum, von 3 Monaten, finanzielle Mittel (15.000€), Büroflächen und Verbindungen zu über 100 Mentoren zur Verfügung gestellt. Den Abschluss bildet der Demoday⁴, an dem die Projekte 500 geladenen Investoren und Gästen vorgestellt werden. Mehr zum Bootcamp könnt Ihr in Biagios Interview mit Alex Farcet oder in Biagios Post „Money, Money, Money“ lesen.

1. Wie sind Sie Business Angel geworden und wie haben Sie sich dem Gebiet genähert?

Ich finde das der Begriff Business Angel ein schwierig ist und auch schwierig zu erklären ist. Auch der Begriff Angel deutet auf etwas Wohltätiges hin. Ein Business Angel ist kein Wohltäter, nach meiner Einschätzung. Ein BA will Geld verdienen und will sein Geld in Dinge anlegen die einen Mehrwert  versprechen und bei denen er meint, die Betonung liegt auf „meint“, da ein Business Angel es nie mit aller Sicherheit wissen kann, eine  Investmentmöglichkeit gefunden zu haben.  Man kann es auch Investmentgelegenheit nennen, bei der der Business Angel meint, früher als Andere dran zu sein, mehr Wissen auf einem Gebiet hat oder einfach gesagt besseren Zugang hat. Aus diesem Vorteil soll sich ein Mehrwert in Form von Dividenden⁵ oder Veräußerungsgewinn⁶ ergeben.

Wie ich dazu gekommen bin: Ich war am Unternehmertum schon immer sehr engagiert und habe schon vor über 25 Jahren ein Praktikum im Venture Capital⁷ Bereich gemacht. In diesem Bereich wollte ich aktiv werden und habe es nebenher auch immer Verfolgt und mir ein Netzwerk aufgebaut. Ich habe schon immer kleinere unternehmerische Tätigkeiten ausgeübt. So habe ich zum Beispiel in der Schulzeit ein mafiöses System in der Zeitungsverteilung betrieben, indem ich Unterausträger hatte. Ich habe auch zahlreiche negative Erfahrungen gemacht, jedoch hat  mich die Tätigkeit nie losgelassen und es macht mir heute einfach wahnsinnig viel Spaß mit jungen engagierten Menschen zu arbeiten.

– Negative Erfahrungen zu machen, scheint im Unternehmertum einfach dazuzugehören.

Als Business Angel tätig zu sein ist nicht viel anders, als die Tätigkeit eines Venture Capitalist⁸. Im klassischen Fall erzielt der Venture Capitalist seine Rendite, in dem er ein Portfolio von 10 Unternehmen hat. Dieses setzt sich theoretisch zusammen aus:

einem Unternehmen, welches seinen Wert verzehnfacht oder verzwanzigfacht,

3 Unternehmen die sofort pleite gehen,

4 Unternehmen die man als sog. „Living Dead“⁹ bezeichnen kann, die mit Glück den Investitionswert zurückliefern

und dann sind noch 2 Unternehmen übrig, die Ihren Wert verdreifachen.

Wenn diese Rechnung aufgeht, kann der Venture Capitalist über einen Zeitraum von ca. 6-7 Jahren 20% Rendite¹⁰ bekommen. D.h. die Erfahrung des Verlierens ist für einen Business Angel wie auch für einen Venture Capitalist in 7 von 10 Fällen gegeben. Demnach ist das Scheitern einkalkuliert, auch wenn es für den Business Angel schwierig ist, da dieser meist emotionaler ein Projekt betreut, als ein rationalerer Venture Capitalist.

2. Welche Geschäftsfelder interessieren Sie am meisten?

Da bin ich ein untypischer Business Angel, ich mache Alles. Und zwar alles, bei dem mir jemand das Geschäft erklären kann und ich glaube es zu verstehen. Es gibt auch das andere Extrem, bei dem es z.B. einen sehr erfahrenen Java-Programmierer gibt, der seine eigene Firma erfolgreich verkauft hat und nun als Business Angel tätig ist. Dieser wird dann sehr rationell an die Investments¹¹ herangehen und nur im Java-Programmierumfeld tätig sein. Negativ und Positiv zugleich ist die Tatsache, dass ich kein solches eigenes Geschäftsfeld habe. Dies ermöglicht es mir jedoch, breiter aufgestellt zu sein.

„Angel Investments heißt, nicht  nur in High-Tech-Start-Ups zu investieren“

Bei mir sind es sehr einfache Geschäfte wie Wein, Uhren oder eine neuartige Zahnpasta, aber auch komplett andere Themen wie: Medizintechnik, Nano-Mikroskope, Banking oder Beispielsweise IT-Testing Software¹². Was für mich auch sehr zukunftsträchtig erscheint, ist die Mitgliedschaft hier im Startupbootcamp selbst, welches sich, wie ich hoffe, in 10 Jahren rentieren wird. Denn hier habe ich ein Portfolio von 30 Unternehmen mit einem Finanzierungspaket über 3 Jahre, von denen ich je einen kleinen Anteil habe. Hier muss ich mich nicht entscheiden, denn hier weiß ich, dass die durchschnittliche Qualität der Unternehmen gut ist und durch das Startupbootcamp sich noch verbessert. So dass hier 2 bis 3 „Super Stars“ dabei sein werden, die das Ganze zum erfolgreichen Investment machen werden.

3. Welche Start-Ups haben Sie bereits unterstützt und was ist aus Ihnen geworden

In meinem aktuellen Portfolio sind seit 5 Jahren keine Firmen mehr Pleite gegangen. Dies ist für mich der größte Erfolgsfaktor.

In diesem Zusammenhang stelle ich mir die Frage: Was sind Hinweise und Tipps für andere Angel?

Man sollte jedes Investment finanziell gleich unterstützen, sonst geht die Rechnung vom Anfang nicht mehr auf. Wenn man viel Geld in die Schlechten und wenig in die Guten investiert hat, hat man keine Rendite. Daher stellt sich, dann auch immer die Frage, wieviel Zeit man in ein Investment hineinsteckt. Menschlich ist es, sich um die Unternehmen zu kümmern, bei denen es gerade schlecht läuft, jedoch ist es sinnvoller Energie und Zeit in ein vielversprechendes Investment zu stecken. Da hier ein Vielfaches der Rendite möglich ist. Studien zeigen, dass nicht die Auswahl, d.h. die Qualität eines StartUps entscheidend ist, sondern wie schnell man sich von schlechten Investments trennt und in späteren Finanzierungsrunden¹³ in erfolgreiche Unternehmen investiert. Dies ist jedoch sehr kontraintuitiv¹⁴, denn man kümmert sich eher um Denjenigen, der es gerade schwer hat, weil im Angel Investment viele Emotionen mitschwingen. Im Anschluss stellt sich auch die Frage, wann man mit einer Geschäftsidee abschließt.

Dies führt oft dazu, dass man Partner enttäuschen und schwierige Entscheidungen treffen muss.

– In diesem Zusammenhang scheint es schwierig zu sein, Objektivität zu bewahren, insbesondere wenn man persönlich mehr an einem Projekt hängt, als an einem Anderen.

Eine komplette Objektivität ist nicht möglich, denn jeder einzelne Unternehmer wird einem versichern, dass es nur eine „Durststrecke“ ist. Er wird sagen, dass nur noch das nächste halbe Jahr überstanden werden muss, er viele neue Ideen hat und nur noch einmal 5000€ braucht. Das gefährliche ist, dass sich dieser Vorgang wiederholen wird, auch wenn es die Ausnahmefälle gibt, in denen es funktioniert. Hier die Entscheidung zu treffen, aufzuhören oder weiterzumachen, ist sehr schwierig.

4. Zeichnet es einen guten BA aus, sich zügig von schlechten Unternehmen zu trennen und in gute zu investieren?

Das ist es was Studien vor 10 Jahren über einen guten Venture Capitalist schrieben.

Wenn man BA fragt, wird man sehr viele Verschiedene Meinungen bekommen, da es jeder BA aus verschiedenen Beweggründen macht.

„Wenn man zehn BA an 2 Tagen dazu befragt, wird man 20 verschiedene Antworten erhalten.“

Wir hatten hier einen sehr erfolgreichen Business Angel aus Bosten, der einen Vortrag hielt. Der meinte, dass er sich 2 Stunden mit einem Team und deren Idee beschäftigt und sich dann entscheidet ob er einen Scheck schreibt oder nicht. Wichtig ist auch, dass er nur einmal finanziert und bei den folgenden Finanzierungsrunden¹³ prinzipiell nicht mit macht. Er hat zwei Prinzipien: Er entscheidet sich schnell und wird sich nie in die Entscheidungen der Gründer einmischen.

5. Welche Rolle spielen Pitches bei der Auswahl eines StartUps?

Große Pitches¹⁵, wie der Demoday⁴ oder andere Pitchdays, sind eine große „Deal Flow Source“¹⁶. Ich nutze diese Veranstaltungen und habe auch schon Teams nach solchen Veranstaltungen angesprochen. Jedoch gehe ich auch nicht auf zu viele solcher Pitchevents¹⁷, Accelerator- oder Demodays¹⁸, da ansonsten der „Deal Flow“¹⁹ zu groß wird und man es nicht mehr verarbeiten kann.

Besonders interessant für mich, ist der „Angelspace“²⁰, den es hier im Haus gibt. Das ist der erste „Co-Working-Space“²¹ in Berlin, in dem zum einen die Business Angel untereinander eine ständige Plattform haben und man zum anderen erstmals die professionelle Grundlage hat, die Gründer zu sich einzuladen. Im Normallfall, reist der Business Angel zu den Gründern und muss sich oft unter schwierigen Umständen die Präsentationen anschauen. Hier gibt es diverse Vorteile für mich als BA. Ich bin an 2 Tagen in der Woche vor Ort, kann mir die Gründer hierher einladen und kann im Konferenzraum in Ruhe alles besprechen. Des Weiteren, kann ich jederzeit einen zweiten BA hinzuziehen, wenn es Unterstützung bedarf. Denn in der Regel investieren BA in Syndikaten²², d.h. man hat im Normalfall 3-4 andere BA die das gleiche Projekt unterstützen, es finanzieren und sich gegenseitig unterstützen. Der große Vorteil für das Unternehmen ist, dass man sich das Netzwerk des BA mit einkauft.

„Warum nimmt das Unternehmen sich einen BA?

Weil man zusätzlich noch das Netzwerk des BA mit einkauft.“

6. Was muss in der Gründerszene geschehen, um mehr BA zu den StartUps zu bringen? Wie fänden Sie es, wenn es mehr BA gäbe?

Es gibt, da für mich keinen Konkurrenzgedanken. Ebenso wird auch oft die Frage gestellt, wie es ist, wenn mehr Accelerator entstehen. Meine Annahme und Meinung dazu ist, dass der Markt kein konstanter großer Kuchen ist, der aufgeteilt wird, sondern ein Ökosystem, welches sich gegenseitig befeuert und gegenseitig besser macht. D.h. je mehr BA da sind, desto mehr Wissen und Geld fließt in die StartUp-Community und es kommen mehr Menschen in die Berliner StartUp-Community. Daraus folgt, dass es mehr erfolgreiche Unternehmen mit rentablen „Exits“²³ gibt, wodurch mehr Geld für Neue Ideen zur Verfügung steht. Dies stärkt auch das gesamte Netzwerk und somit lassen sich Herausforderungen einfacher bewältigen.

7. Gibt es bei der StartUp-Finanzierung alternativen oder Kombinationsmöglichkeiten?

Ich habe noch keine Bank gesehen, die einen High-Tech StartUp finanziert hat. Wenn es um Produktions-StartUps geht, wie der Eröffnung eines Ladengeschäfts, ist es möglich. Es passt auch von der Natur aus nicht zusammen, daher rate ich allen Gründern von Darlehen²⁴ ab, da es mit den Rückzahlungen oft problematisch wird. Kritisch wird es auch mit Privatdarlehen²⁵, mit deren Scheitern Freundschaften und Familien auf der Strecke bleiben.  Öffentliche Förderungen wie z.B. von der KfW²⁶,  der IBB²⁷ oder dem Gründerfond²⁸ ergänzen sich, im Gegensatz zu Darlehen, sehr gut mit Investments. Es gibt jetzt auch ein Programm vom Wirtschaftsministerium, welches 20% Investmentzuschuss gewährt.

8. Daraus ergibt sich die nächste Frage: Was ist der Mehrwert eines BA?

Es ist nicht das reine Geld, denn der größte Mehrwert eines BA ist es, dass er sich als Mitunternehmer des Teams versteht. Es ist auch für das Gründerteam essentiell, sich einen BA auszusuchen, der Fähigkeiten oder ein Netzwerk hat, was für die Unternehmung auch wirklich hilfreich ist. Dazu ist es für die Unternehmen besonders wichtig, ein fundiertes Kommunikationskonzept zu haben, mit wöchentlichen Reports, quartalsweisen Meetings und genauer Aufstellung in welcher Art und Weise Hilfe benötigt wird. Bei einigen von meinen StartUps funktioniert es gut und bei anderen nicht. Ich kann den Unternehmen/Gründern nur raten:

„Wenn ihr BA auf Ihr Geld reduziert, dann habt Ihr das System nicht verstanden.“

9. Wie stark mischen Sie sich in die Strukturbildung der Unternehmen ein?

Meine Idee ist es, sich einzumischen, wenn das Unternehmen mich braucht. Es gibt Situationen in denen man sich aktiv Einmischt, z.B. war ich in der Schweiz in einem Unternehmen Leadinvestor²⁹ und da war ich für die vertragliche Gestaltung, die Pitch-Präsentationen und auch für die regelmäßige Berichterstattung verantwortlich und saß dementsprechend auch im Aufsichtsrat.Von der Grundidee möchte ich ein Team, das sich selbstständig um das operative Geschäft³⁰ kümmert und im Idealfall dies auch besser macht als ich.

10. Wie finden Sie heraus, ob Sie ein leistungsstarkes Team vor sich haben?

Das sind die berühmten Vorgespräche, bei denen sich die Frage stellt, ob ein Business Plan³¹ mit riesen Excel-Sheet benötigt wird. Ich möchte nicht das Ergebnis der Excel-Rechnungen sehen, sondern in erster Linie, ob ein Team in der Lage ist, ein relevantes Excel-Sheet³² zu bauen, sie dort richtig rechnen, es optisch darstellen können und generell in der Lage sind sich nach Außen hin professionell zu präsentieren. Dann möchte ich wissen, ob sie ihr Business verstanden haben, was die Hebel sind, was die Schlüsselvariablen³³ sind und erkannt haben, dass es Variablen gibt.

„Der Gründer muss wissen, wie sein Business tickt und an welchen Schrauben er drehen muss.“

Deswegen ist ein Business Plan insofern wichtig, das man in der Diskussion des Business Plan, seinen Gegenüber kennenlernt und nicht erst in der mühsamen Phase der Vertragsbildung. Genauso lernt man auch in der Diskussion der Verträge, seinen Partner kennen, denn man benötigt einen Beteiligungsvertrag, einen Gesellschaftervertrag und Verträge mit den anderen Investoren. So etwas dauert in der Regel 4 Wochen.

11. Wie viele Gespräche führen Sie mit einem StartUp, bis man sich einig ist?

Ich habe erstmal die Phase des Kennenlernens mit Smalltalk und Verständnisgewinnung für das Projekt. Danach folgen ernsthafte Gespräche, ca. 4 Einzelgespräche á 1-2h. Die sich anschließende Vertragsabwicklung ist individuell verschieden, je nachdem ob ich sie durchführe oder nicht. Eine verbindliche Entscheidung kann ich nach den 4 Gesprächen treffen.

12. Was sind Scheitergründe auf Seiten der StartUps?

Meiner Erfahrung nach, liegt es oft an mangelnder Transparenz und an „Pokerspielen“, im Sinne von: „Ich erzähle nicht alle Details und schaue ob ich einen besseren Investor finden kann“. Ich hatte schon den Fall, dass ich den Scheck schon fast geschrieben hatte. Dann kam kurz vorher eine Pressemitteilung heraus, in der mitgeteilt wurde, dass ein Wettbewerber bei einem Wettbewerb, mit dem Produkt den ersten Preis gewonnen hat. Hierfür gibt es zwei mögliche Gründe: entweder kennt der Unternehmer seinen Markt nicht oder ist nicht transparent und hat es mir vorenthalten. Dies sind für mich absolute Ausschlusskriterien, denn ich möchte, eine Partnerschaft und nicht gegen den Unternehmer kämpfen. Der Markt ist Kampf genug.

„[…] ich möchte […] nicht gegen den Unternehmer kämpfen. Der Markt ist Kampf genug.“

13. Was sind Ihre Investitionsgrößen?

Von 10.000€ bis 50.000€, im Mittel 25.000€.

14.  Wie sieht Ihr Vergütungsmodell aus?

Ich erziele einen Gewinn, indem bei einem Exit, meine zuvor erworbenen Anteile mitverkauft werden. Dies ist das klassische Vergütungsmodell.

– Wie sieht es mit alternativen Modellen, wie Darlehen, monatlicher Vergütung oder Verzinsung aus?

Wie ich vorher schon sagte, macht ein Darlehen keinen Sinn, denn das Unternehmen hat kein Geld. Ausnahme ist der Fall, dass ein Unternehmen in stabiles Fahrwasser kommt, wobei dies 10 Jahre brauchen kann. Ein  StartUp hat auch keinen geregelten Geldfluss und kann somit auch keine geregelten Zahlungen leisten, wenn es das nicht muss. Auch ist es bei einem Darlehen so, dass man sein Geld mit einer gewissen Verzinsung zurückbekommt. Dies ist jedoch keine Entschädigung für das Risiko. Man kann sein Geld komplett verlieren und im Bestfall bekommt man z.B. 10%?

Was funktionieren kann ist eine Measure Lean Finanzierung³⁴, die eine Kombination aus einem niedrig verzinsten Darlehen und einer Umsatzbeteiligung ist, d.h. von jedem Euro Umsatz bekomme ich 5 Cent ab. Das Unternehmen zahlt nur, wenn es Umsatz macht. Wobei das ehrlichste immer eine Eigenkapitalbeteiligung ist.

15. Was bringt Sie bei einem StartUp so richtig auf die Palme?

Das ist eine sehr schöne Frage. Du musst als StartUp immer Allen versuchen klar zu machen, dass man demnächst die Welt regieren wird. Was mich in diesem Zusammenhang auf die Palme bringt ist, wenn ein Team, schon „heute“ (in den Verhandlungen), so tut als würde es die Welt bereits regieren. Also fehlende Bescheidenheit. Nach dem Motto: „Du kannst dankbar sein, dass du bei uns investieren darfst.“. Ein bisschen müssen StartUps diese Attitüde haben, um den Preis zu treiben, aber es muss Bescheidenheit, ein Wille zum Lernen und eine Bereitschaft sich anzupassen vorhanden sein. Auf keinen Fall die Einstellung: „Hallo hier bin ich und ihr könnt froh sein, dass es mich gibt!“ Dies machen viele und das treibt mich auf die Palme.

An dieser Stelle möchte ich mich nocheinmal bei Tobias Wittich bedanken, der sich für uns Zeit genommen hat.

Ciao, Ciao Samir.

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Glossar:

¹MBA – Master of Business Administration

²Accelerator -Beschleuniger für Gründer, starke Unterstützung – sowohl mit Wissen, als auch mit Ressourcen   –> Fokus auf bereits fertige Ideen

³Inkubator – meist Gründerzentren, die Mietflächen und Coaching bieten                                                                 –> Fokus auf Ideenfindung und mehr Zeit für Gründer

⁴Demoday – dem Bootcamp angeschlossene Veranstaltung zur Präsentation der Geschäftsidee

⁵Dividende – Teil des Gewinns eines Unternehmens, der an den Investor ausgezahlt wird

⁶Veräußerungsgewinn – Gewinn aus dem Verkauf eines Unternehmens

⁷Venture Capital – risikoreiche finanzielle Beteiligung an einem Unternehmen

⁸Venture Capitalist – jemand der Geld in StartUps investiert und alles verlieren oder hohe Gewinne erzielen kann

⁹Living Dead – StartUps, die sich im Existenzminimum bewegen und keine Gewinne machen

¹⁰Rendite –  im Verhältnis zum eingesetzten Kapital stehender Gewinn (meist in %)

¹¹Investment – Kapitalanlage; meist Privatvermögen, welches durch Geldanlage vermehrt wird

¹²IT-Testing Software – prüft Software auf Erfüllung der Anforderungen in der Praxis

¹³Finanzierungsrunden – bei wachsenden oder mittellosen StartUps die Möglichkeit zur Finanzierung                  –> in bestimmten zeitlichen Intervallen nach der Startfinanzierung

¹⁴kontraintuitiv – entgegen des gesunden Menschenverstandes

¹⁵Pitch – eine kurze Präsentation einer Geschäftsidee zur Investor-Findung

¹⁶Deal Flow Source – Quelle für Investoren zur StartUp-Findung

¹⁷Pitchevent – eine Veranstaltung mit kurzer Präsentation einer Geschäftsidee zur Investor-Findung
¹⁸Acceleratorday – der Arbeit im Accelerator angeschlossene Veranstaltung zur Präsentation der Geschäftsidee

¹⁹Deal Flow – Anzahl der vorgestellten Geschäftsideen, für Business Angel in einem bestimmten Zeitraum          –> wie viele Erstgespräche/Veranstaltungen pro Monat/Jahr/etc.

²⁰Angelspace – Plattform für Business Angel –> Austausch mit anderen BA und Treffen mit Gründern

²¹Co-Working-Space – Plattform, in der BA und Gründer an der Geschäftsidee/-umsetzung arbeiten können

²²Syndikat – hier: Gruppierung von Business Angel mit dem Ziel gemeinsam einen StartUp zu unterstützen

²³Exit – der Verkauf der zuvor erworbenen Unternehmensanteile mit höchstmöglichem Gewinn/ der Verkauf eines gesamten Unternehmens mit höchstmöglichen Gewinn

²⁴Darlehen – Gewährung einer Summe/Kredits über einen gewissen Zeitraum mit fester Verzinsung und Laufzeit

²⁵Privatdarlehen – Gewährung eines Geldbetrags mit variablem Zinssatz, meist von Verwandten oder Freunden

²⁶KfW – Kreditanstalt für Wiederaufbau; größte deutsche Förderbank

²⁷IBB – Investitionsbank Berlin; zentrale Förderinstitut Berlins,

²⁸Gründerfonds – High-Tech Gründerfonds; der Venture Capital in Unternehmen investiert

²⁹Leadinvestor – organisiert das Investment, wenn mehrere Investoren beteiligt sind

³⁰operatives Geschäft – ist die Tätigkeit eines Unternehmens, die Gewinn oder Verlust erwirtschaftet;             –>die Tätigkeit, die dem eigentlichen Unternehmenszweck dient

³¹Business Plan – Geschäftsplan; Dokument das Maßnahmen zur Umsetzung einer Geschäftsidee enthält

³²Excel-Sheet – rechnerisches Finanzmodell der Geschäftsidee mit Microsoft Office Excel erstellt

³³Schlüsselvariable – hier z.B. Laufkundschaft bei einem Ladengeschäft

³⁴Measure Lean Finanzierung – ein auf Umsatzbeteiligung ausgerichtetes Rückzahlungsmodell

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